Der Wilde Westen

In einer Zeit, in der die Vereinigten Staaten noch nicht so groß waren wie heute, entwickelte sich eine Ära, die heute ein Sinnbild für die Pionierzeit im späteren 19. Jahrhundert bildet. Aus dieser Zeit haben sich etliche Mythen und Klischees entwickelt, die mit dem tatsächlichen Geschehen im Mittleren Westen allerdings nicht immer wirklich etwas zu tun haben. Der englische Begriff “American Frontier” kommt daher, dass die zumeist angloamerikanischen Siedler die Grenze zum Gebiet der Indianer von Osten her überschritten. Die Ära ist geprägt von einem Pioniergeist, aber auch von Gewalt und Kriminalität.

Zeitliche Einordnung

Generell ist das Zeitalter des Wilden Westens als die Pionierzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verstehen. Die Anfänge des Zeitalters gehen aber vereinzelt bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurück, als erste Entdecker, Jäger und Händler begannen, den amerikanischen Kontinent von Osten nach Westen zu bereisen und zu erschließen. Speziell nach dem Bürgerkrieg von 1861-1865 zog es vermehrt Einwohner aus dem Osten in den wesentlich weniger besiedelten Westen.

Ursachen für die Bewegung

Für zahlreiche Menschen war das Leben im Osten der Staaten nicht mehr erschwinglich, sodass sie gezwungen waren, sich eine neue Bleibe und einen neuen Erwerb zu suchen. Eng mit dem Wilden Westen verbunden ist auch der Goldrausch, der zahlreiche Menschen von Osten nach Kalifornien lockte, wo sie sich durch die Ausgrabung von Edelmetallen wie Gold oder Silber den schnellen Reichtum erhofften. Auch die damals noch sehr junge Religionsgemeinschaft der Mormonen war gezwungen, den Osten zu verlassen, da man sie dort nicht nach ihrem Glauben leben ließ. Seit 1846 sind die Mormonen im heutigen Bundesstaat Utah zu Hause, wo sie ungestört den Grundsätzen ihres Glaubens nachgehen können.

Verdrängung der Indianer

Der mittlere Westen war freilich nicht komplett unbewohnt, bevor die Siedler zumeist englischer Abstammung dort ankamen. Die Indianer, die die entsprechenden Gebiete bewohnten, wurden von den Siedlern teilweise mit Gewalt zurückgedrängt. Stattdessen betrieben die Siedler groß angelegte Viehzuchten und Getreideanbau, wobei sie von weiten Flächen im Mittleren Westen profitieren konnten. Zur Erschließung dienten zunächst die Postkutschen von Wells-Fargo und später die Eisenbahn, welche ab 1869 über eine erste durchgehende Verbindung zwischen der Ost- und der Westküste, von New York nach San Francisco, verfügte.

Cowboys und Banditen

Die Viehzucht im Mittleren Westen steht am Ursprung eines der bekannten Symbole des Wilden Westens, dem Cowboy. Mit dem Aufkommen der für die Tiere gefährlichen Eisenbahnlinien wurden jedoch die ausgedehnten Flächen vermehrt unterteilt, sodass die Bedeutung der Cowboys zurückging, da die Tiere nicht mehr über längere Strecken zu den Fleischmärkten getrieben werden konnten. Etliche Männer, die in der Hoffnung auf ein erfolgreiches Leben als Cowboy in den Westen gezogen waren, wurden so in die Kriminalität getrieben. Insofern sind die Banditen ebenso wie die Cowboys Symbole des Wilden Westens. Figuren wie Frank und Jesse James oder auch “Billy the Kid” sind heute noch Gegenstand etlicher Legenden und Geschichten.